Warum ist Nahrungsergänzung von Vitaminen und anderen Mikronährstoffen notwendiger denn je?
Die oft geäußerte Meinung, dass die Bevölkerung in Deutschland bei ausgewogener Kost ausreichend mit Vitaminen und anderen Mikronährstoffen versorgt ist, entspricht leider eher einem Wunschdenken als der Realität.
Bereits 1998 hat die „Nationale Verzehrstudie“, die umfangreichste Ernährungsstudie, die in Deutschland über 5 Jahre bei 30.000 Bürgern durchgeführt wurde, erschreckende Ergebnisse erbracht, wie z. B. ein Vitamin D-Mangel bei 82 % der Untersuchten oder ein Folsäuremangel bei 99 % der Frauen (!).
Auch andere nachfolgende Studien und Untersuchungen, die sich mit der Ernährungssituation in Deutschland beschäftigten, kamen zu ähnlich besorgnis-erregenden Ergebnissen, so z. B. die BEST-Studie, das WHO-MONICA-Projekt oder die VERA-Studie. Selbst der Ernährungsbericht der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) stellte bereits 1996 fest, dass zumindest bei 11 der untersuchten Mikronährstoffen (also bei Vitaminen und Spurenelementen) ein oft deutlicher Mangel vorherrscht.
Erschütternd ist, dass sich diese Situation in den letzten Jahren noch weiter verschlechtert hat. So hat das „Institut für Umweltmedizin“ in Rostock massive Vitalstoffverluste bei Obst und Gemüse innerhalb der letzten 20 Jahren festgestellt, so zum Beispiel ein Vitamin C-Verlust bei Äpfeln von 80 % (!) oder ein Vitamin B6-Verlust bei Bananen von 92 % (!). Mit anderen Worten, wir müssten heute 5 Äpfel essen oder 12 Bananen, um auf die Konzentration dieser Früchte vor 20 Jahren zu kommen. Ähnlich erschreckende Ergebnisse wurden für Spinat, Erdbeeren, Bohnen, Kartoffeln, Möhren und Brokkoli erhoben.
Aufgrund all dieser Ergebnisse muss man leider zu der Erkenntnis kommen, dass es heute fast unmöglich ist, allein durch gesunde Ernährung den Körper mit den für ihn wichtigen Vitaminen und Mikronährstoffen optimal zu versorgen, damit man gesund bleibt und defizitär bedingte Erkrankungen verhindert.
Hinzukommt, dass sich unser Leben in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert hat. Wir haben heute nachweislich wesentlich mehr Stress als früher und das bei mangelnder Bewegung, das bedeutet, es werden erheblich mehr Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E, Vitamin B1, Pantothensäure, Folsäure, Magnesium und Zink benötigt als bei Menschen ohne Stress.
Aber auch bei Vorliegen anderer Faktoren werden oft erheblich mehr zusätzliche Vitalstoffe (Vitamine, Elektrolyte, Mikronährstoffe) für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität unseres Körpers benötigt so z. B. bei
- intensivem Sport
- Rauchern
- vermehrtem Zucker- oder Alkoholkonsum
- Einnahme von Medikamenten (z. B. Schlafmittel, Schmerzmittel, Statine, Asthmamittel, Diuretika, Antidepressiva, Pille, Antibiotika, Laxantien u. v. m.)
- Senioren bzw. ab Menopause (u. a. wegen verminderter Nahrungsaufnahme oder altersbedingten Resorptionsstörungen)
- Diabetes mellitus
- Vegetariern oder Veganern und bei vielen Diäten
- unausgewogener, einseitiger Ernährung
- Lebensmittelunverträglichkeit (z. B. Lactoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit)
- Rheuma, Osteoporose, Hyperuricämie
- Altersdemenz
- Herzinsuffizienz, KHK, AVK, erhöhter Homocysteinspiegel
- Krebserkrankungen
- Allergien oder Klimaveränderung
- Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase
- Schwangerschaft und Stillzeit
- u. v. m.
Die Ernährungsempfehlungen der DGE für den täglichen Bedarf berücksichtigen leider all diese soeben genannten Aspekte in keiner Weise. Warum sie diese Fälle nicht berücksichtigt oder nicht berücksichtigen will, ist nicht nachvollziehbar, denn für den allergrößten Teil der Bevölkerung trifft zumindest ein – wenn nicht sogar mehrere – dieser speziellen Kriterien eines erhöhten Bedarfs zu.
Aus diesem Grunde hat sich die ÄGP (Ärztegesellschaft für Gesundheitsmedizin und Prävention) entschlossen, die Bevölkerung darüber aufzuklären, dass die von der DGE ausgesprochenen Ernährungsempfehlungen nur selten dem optimalen Bedarf gerecht werden. Insbesondere all diejenigen, für die ein oder gar mehrere der o. g. Kriterien zutreffen, haben einen wesentlich höheren Mikronährstoffbedarf, um den Körper ausreichend damit zu versorgen. Sie sollten deshalb sehr wohl höhere Konzentrationen an Vitaminen und Spurenelementen einnehmen als von der DGE empfohlen.
In speziellen Fällen können die erforderlichen Konzentrationen einzelner Vitamine sogar das Mehrfache der von der DGE empfohlenen Einnahmedosen übersteigen, damit speziell auch für diese Menschen eine optimale Lebensqualität und Leistungsfähigkeit gewährleistet wird. Generell sollte man sich jedoch immer an einen kompetenten Arzt wenden und gegebenenfalls eine spezielle Laboruntersuchung durchführen lassen, die den individuellen Bedarf ermittelt. So können evtl. schädliche Überdosierungen vermieden werden, eine Situation, von der oft gewarnt wird, die jedoch nur selten vorkommt.
Vorstand der ÄGP
Ärztegesellschaft für Gesundheitsmedizin und Prävention